Es gibt sie noch, die Verlage, die nicht nur nach Bestsellern gieren, sondern vor allem nach guten Texten, nach Schreibenden, die dafür brennen und dieses Feuer weitergeben. Alfred Büngen und Inge Witzlau vom Geest-Verlag wagen es, sich für Prosa aller Genres einzusetzen, für Lyrik, für junge Leute, für ein Miteinander von Erfahrenen und Neulingen. Alljährlich stemmen sie ein literarisches Sommerfest, das Literatur aus den Bücherstuben herausholt, zwischen Kuchen, Suppe und Gespräch bettet und dabei vor allem eins schafft: Raum für Begegnung.
60 Schreibende gaben sich 2024 in Visbek ein Stelldichein. Das Programm war ambitioniert: Alle 15 Minuten trat jemand anderes ans Mikrofon. Genau das gab aber dem Konzept das Unkomplizierte, Bewegliche. Hier hatte keiner Gelegenheit im Lehnstuhl einzuschlafen, wohl aber ein Potpourri von Nachdenklichem und Lustigem ausgesetzt zu werden.
Und ja, das funktioniert, die Viertelstunde genügt, um den Stil eines Schreiberlings zu erfassen, um ihn oder sie als Mensch zu erleben. Nebenan der Büchertisch gab dann die Möglichkeit auszuwählen und sich tiefer einzulassen auf Romane, Erzählungen, Schreibwerkstätten. Sogar chinesische Gedichte auf Chinesisch durften wir hören ehe die deutsche Version vorgetragen wurde. Ein ganz spannendes Erlebnis.
Autogramme und Erfahrungen wurden ausgetauscht. Wie schön zu spüren, dass es Menschen gibt, die sich für das geschriebene Wort begeistern. Und doch hatten wir alle verschiedene Themen, kein Text glich dem anderen, manch Nachdenkliches lag schwer in der Luft und im nächsten Moment riss uns ein lustiger Beitrag wieder in die Leichtigkeit. Eben das ist Literatur, das Eintauchen in andere Welten, neue Denkanstöße – und neue Bücher.
Schwer bepackt mit neuem Lesematerial fahre ich nach Hause und fühle mich doch ganz leicht.
Visbek, 8.9.2024