Lauftreff am Sonnabend auf der Trasse, ansonsten keine Termine, so war das Wochenende geplant, Als mir am Samstagnachmittag der Volkslauf in Bochum Langendreer für Sonntag über den Bildschirm flatterte, scrollte ich schnell weiter. Mein Unbewusstes folgte allerdings dem Credo, dass solche kleinen, feinen Volksläufe unterstützenswert sind und so rannte ich die halbe Nacht im Traum durch den Park. Sonntagmorgen blieb mir nichts anderes übrig, als nun auch bewusst auf den Anmeldeknopf zu klicken. Sofort spürte ich die prickelnde Vorfreude. Allerdings auch den eisigen Ostwind, der mir auf dem Fahrrad entgegen blies. Neun Kilometer bis zum Start.
Kaum hatte ich den Park erreicht, traf ich „Günnis“ und „Franks“, also Vereinskollegen und schon war mir wieder warm. Es gab zu plaudern und Bambinis zu beklatschen, ehe wir selbst an der Reihe waren.
Sieben Runden galt es zu rennen, die erste einen Kilometer lang, die anderen 1,5. Hoffentlich, dachte ich mir, verzähle ich mich nicht und die Uhr misst verlässlich. Bis sieben zu zählen ist schon eine Herausforderung für so ein lauf-beseeltes Gehirn. Schließlich gibt es unterwegs viel zu sehen, blühende Bäume, einen Hügel, Streckenposten, Publikum und zack, schon ist man wieder an der Zeitmessung.
1,5 plus 1,5 plus eins, was sagt die Uhr?
Doch glücklicherweise wurden wir an diesem sonnigen Sonntag allenthalben von aufmerksamen Wachtposten unterstützt, die frenetisch applaudierten und dabei auch noch Runden zählten. Dazu gab es an jeder Ecke einen Paparazzo oder eine Paparazzine, die mich ablichteten. Das ist so das wunderbare am Laufen: Man rennt im Kreis wie eine Strafgefangene und fühlt sich dabei wie das wichtigste Model auf dem Laufsteg. Was eben im kalten Ostwind noch ein bisschen sinnlos erschien, machte nun plötzlich einfach nur Spaß. Sogar eine La Ola Welle spendierte mir ein Streckenposten, als ich in die letzte Runde abbog. Kleiner Zielspurt, dann bekam ich einen Wasserbecher in die Hand gedrückt. Das ist in so einem Moment natürlich nützlicher als eine Medaille. Doch der Verein Langendreer 04 machte sich auch die Mühe einer Altersklassen-Siegerehrung und sieh an, da war ich mit meinen knapp 56 Minuten konkurrenzlos in der W60. Dafür gab es nicht nur eine hübsche Urkunde, sondern auch eine Trinkflasche und einen golden glänzenden Pokal.
Kaffee, Kuchen und jede Menge Gespräche folgten. Wir hatten uns alle so viel zu erzählen, als wären wir in Urlaub gewesen. Waren wir doch auch. Für selige zehn Kilometer waren wir im Volkspark-Universum komplett aus dem Alltag heraus gebeamt. Zehn Kilometer Zusatzleben plus Pokal. Besser geht nicht.
6. April 2025