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Der Lungenlauf

Der Lungenlauf

Kongress in Leipzig, Lunge ist das Thema. Bevor wir uns den Daten und Forschungsprojekten widmen, sollen wir die Lunge selber fühlen, dachte sich der Veranstalter und schrieb einen Fünf-Kilometer-Lungenlauf in das Programm. Gute Gelegenheit noch etwas von Leipzig zu sehen, dachte ich mir, auch wenn ich dafür früh aus den Federn musste. 7 Uhr Start an der Elsterwehr, da musste ich allerdings erst einmal hinkommen. Dank Navigations-App ist sowas heutzutage kein Problem, aber gesperrte Parks und breite Kreuzungen mit mehreren Ampelphasen verbrauchten meinen Zeitpuffer schnell. Nach dreieinhalb Kilometern war ich just in time am Start, wo sich die etwa 30 Leute als erstes für ein Foto drapieren mussten.

Heutzutage sind wir ja immerzu alle Models.

Dann gab es eine kurze Ansprache: „Ich habe mir die Strecke ausgedacht und mit roten Pfeilen markiert. Leider ist mir die Farbe ausgegangen.“

Daraufhin meinte ein Teilnehmer, es ginge doch sicher einfach an der Elster entlang.

„Nein“, antwortete der Organisator. So einfach war die Sache nicht. Wir sollten das „free style“ zurückfinden.

Daran haben wir uns dann auch gehalten. Zunächst liefen wir sowieso in der Gruppe hübsch am Wasser entlang auf einem breiten Weg, bis zu einer Brücke, ich legte einen Fotostopp ein und schon war die kleine Gruppe vor mir plötzlich weg. Egal, es gab noch rote Pfeile und der Rest der Lungenläufer und -läuferinnen würde sicher gleich aufschließen. Nach der Brücke ein hübsches Wäldchen, anschließend über eine Straße (der letzte rote Pfeil!) auf einen LKW-Parkplatz und plötzlich war da ein Gittertor. Abgeschlossen.

„No denn mal hopp“ sächselten drei bärtige Herren, die dort ihre Zigarette rauchten. Ich dachte, gleich schließen sie die Tür auf, stattdessen tauchten vier weitere Lungenläufer auf und kommandierten: „Da müssen wir herüber klettern.“

Ich bin jetzt nicht so der Typ Popeye, Liegestütze oder Klimmzug sind nicht meine Favoriten. Aber die anderen schoben sich so gelenkig über das Tor, dass ich es auch versuchte. Nur, um auf der Höhe der Tür zu verenden, weil mir auf der anderen Seite ein Tritt für den Abstieg fehlte. Aber Läufer halten zusammen und so bot mir eine flinke Kletterläuferin ihre Hand als Tritt an. So kam also auch ich auf die andere Seite und es fühlte sich an wie eine neue Welt.

Es ging weiter durch einen Park, wir waren jetzt zu fünft und ich wollte dieses Team auf keinen Fall verlieren, wer weiß wie viele Zäune uns noch drohten. Stattdessen erreichten wir allerdings schneller als gedacht den Ausgangspunkt, wo uns der Fotograf erneut ablichtete und jemand sagte, wir seien die ersten Vielleicht war der Zaun ja doch eine Abkürzung. In der Sportstätte war ein leckeres kleines Buffet vorbereitet, aber ich musste zurück zum Hotel, meine Teamkollegen stiegen ins Auto und die anderen waren ja noch nicht da. Ich navigierte mich wieder durch Park und Innenstadt zurück und fand, dass es sehr lustig war den Tag so zu beginnen, mit unseren Lungen in Leipzig.

10.4.2025