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Hier sein

Hier sein

In der Soletherme die Gedanken und den Körper schweben lassen, bei den Soltauer Gesprächen über das Welt-interessierte Publikum staunen, beim Einkaufen einen Soltauer Frank treffen, der heißt diesmal tatsächlich so und ist auch Triathlet (in meinen Sportbüchern nenne ich alle Triathleten aus meinem Verein „Frank“). Und dann ist abends Lesung. Der Hausmeister ist frühzeitig vor Ort und bemüht sich nicht nur um die Technik.

Licht, Mikrofon, Stühle, ein Glas Wasser und als ich neben dem Stehpult noch eine Ablage für meine kleine Zungentrommel brauche, ist auch das kein Problem.

Sabine Precht hat mich schon bei meinem ersten Stipendium in Soltau 2012 betreut und sie hält auch diesmal die Einführungsrede. Dass ich damals eine ganze Gruppe dazu gebracht hatte, Texte mitten in der Stadt zu rezitieren und eine kleine Theaterperformance zu inszenieren, erwähnt sie gleich als erstes, weil es sie noch immer bewegt. So ist das, so ist Kunst, flüchtig und ewig zugleich.

Ich lese aus „Klang der Schritte“ und dem „Wolkenballett“ und kann spüren, wie das Publikum die Worte einatmet wie die heilende Sole. Ich bin Lesende, die anderen sind Hörende, sonst ist nichts in diesem Moment. Hier sein. Lauschende Aufmerksamkeit. Die anschließende Diskussion ist lebendig und weil es so schön ist, zieht ein Teil des Publikums erst zum Büchertisch und dann weiter in die Kneipe, wo bereits neue Pläne entstehen. Es ist spät, kalt und dunkel als ich die wenigen Schritte zur Künstlerwohnung zurückgehe. Ich lasse die Jacke auf, in mir ist es warm und hell.