„Du kannst es ja Mal versuchen“, hatte Holger, unser Alpenvereins-Guru, gesagt, als ich vorschlug, die Tradition der Konditionswanderung wieder neu zu beleben. Ich fügte daraufhin Hügel in meiner Lieblingsgegend zwischen Langenberg und Velbert aneinander und entwarf eine 45 Kilometerrunde.
„Das ist mir zu weit und wo gibt es da Kaffee und Kuchen?“, holte mich mein Partner auf den Boden der Tatsachen zurück. Wir änderten und probeliefen also ein Jahr lang und dann hatte ich die Highlights auf 31 km und 800 Höhenmeter gekürzt.
„So stelle ich mir das Paradies vor“, jubelte mein erster Testläufer und ich dachte, das Paradies sollte auch der Bochumer Alpenverein kennen.
Ein Sonntag im Mai wurde ausgewählt und kaum stand es im Programm hatte ich zwei Interessenten. Einer sprang wieder ab und so blieben wir zu zweit, Marina und ich.
Alle Testläufe hatten bei strahlendem Sonnenschein stattgefunden, nun kam jedoch der eigentlich ersehnte Regen ausgerechnet an diesem Sonntag. „Vielleicht wird es gar nicht so schlimm“, meinte Marina und ich dachte: „Die ist prima.“
Die 16 km zum Start legte ich mit dem Fahrrad zurück, traf Reiher und Kormorane statt der üblichen Touristen in den Ruhrauen und fand das Wetter ganz in Ordnung.
Marina reiste mit der Bahn an und um neun Uhr ging es los. Was dann alles passierte, wird hier nicht verraten, denn das haben eben alle verpasst, die nicht dabei waren. Kurz gesagt reihte sich ein kleines Wunder an das andere. Wir wateten durch nasses Gras und Urwald-Grün, führten spannende Gespräche, hatten plötzlich freien Blick über die Bergischen Hügel, trafen Ziegen, Bäche, Bussarde und direkt an der schönsten Aussicht: massive Regengüsse. Doch was war das? Als ich etwas enttäuscht durch die Tropfen blinzelte, breitete sich ein Aquarellbild aus graugrün-melierten Hügeln vor uns aus. Eine Zauberlandschaft! Wir trafen außerdem den Hinkelstein über den sich jeder Thomas freut (insider) und schließlich die Sonne, die Gerstenfelder in goldgrüne Kuscheldecken verwandelte.
Als wir am Ausgangspunkt zurück waren, hatte der anvisierte Bäcker schon geschlossen, aber auch ohne Auto ist eine Tankstelle ein feiner Ort und wir konnten dort mit Eis, Kaffee und kühlen Getränken auf den abwechslungsreichen Tag anstoßen. „War so kurzweilig, dass es mir gar nicht anstrengend vorkam“, sagte Marina. So ist das. Fortsetzung folgt.