Eigentlich sollte ich das nicht mehr machen, dass ich andauernd schreibe wie schön es im Ruhrpott ist. Man sieht ja in Venedig und Mallorca wohin das führt.
Aber nun, was soll ich sagen. Sonntag, die Sonne scheint, ich stieg in der Stadtmitte aufs Rad und rollte kurz danach durch das quietschgrüne Lottental. Nach sieben Kilometern war ich am Kemnader See und da fand heute ein 10-Kilometer-Lauf statt.
Organisiert hat das der Verein LGO, also solche Leute wie meine Franks, nur dass sie nicht so viel Fahrradfahren und schwimmen. Die LGOler durften heute gar nicht teilnehmen, denn sie wurden als Helfer gebraucht.
Startnummern ausgeben und einsammeln, Strecke absperren, Waffeln backen, Startschuss geben. Man kann sich das oft gar nicht vorstellen, wie viele Leute notwendig sind, damit wir um die Wette rennen können, ohne dass uns eine Hundeleine oder ein Skater zu Fall bringt.
Mein Vorteil war, dass ich die Strecke und jeden Streckenposten kannte. Die gehören fast alle zu meinem „Herrenharem“ mit dem ich samstags auf Günnis Ruf hin über die Trasse eile. Das fühlt sich dann wie eine heimatliche Party an. Nach dem Startschuss rannten wir am Seeufer entlang, auf der Wiese grasten sehr wollige Schafe, ein Stückchen weiter führte eine Gänsefamilie ihre Kinder spazieren. „Schade“, dachte ich mir, „Keine Zeit zu fotografieren.“ Aber in meinem Gehirn haben sich die Eindrücke trotzdem gestapelt. Wasser, Segelboote, Bäume, Wiese, Schotter. Immer wieder rief jemand „Verena“ und ich überholte oder wurde überholt von Bekannten. Party.
Die Sonne meinte es allerdings fast zu gut mit uns. Es war eher sommerlich als frühlingshaft. Glücklicherweise hatte mir ein Frank noch sein Zweitkappi geliehen, da meines sich zu Hause an der Garderobe ausruhte. Ab Kilometer sechs träumte ich von einer kalten Dusche, doch dann rief wieder jemand „Verena“ und ich versuchte zu beschleunigen. Das ist mir am Schluss nicht mehr so richtig gelungen, aber den anderen offensichtlich auch nicht, so dass ich als erste meiner Altersklasse über die Ziellinie sprang. Dabei bekam ich am Vortag noch so charmant mit auf den Weg: „Morgen gewinnst du die Ak bestimmt nicht, zu viel Konkurrenz.“ So ist das mit einem Herrenharem.
Bis zur Siegehrung dauerte es dann ziemlich lange, weil die Stromversorgung nicht darauf ausgerichtet war, gleichzeitig Waffeln zu backen und Ziel-Tore aufzublasen, was der laufende Mensch eben so braucht. Aber das schöne bei einer Party ist: Es gibt Kuchen, Kaffee, Freunde, Gespräche, die Sonne scheint, der See glitzert und statt des kleinen Schwarzen tragen wir freudig unsere Salzkruste spazieren.
Und als wir dann alle unsere Sekunde auf dem Siegertreppchen ausgekostet hatten, schwang ich mich aufs Fahrrad und fuhr noch ein Stück durch die grünen Hügel. Da habe ich dann auch jede Menge Fotos gemacht, ich kann es beweisen. Das ist Ruhrpott.
11. Mai 2025